1.2.
Eindeutiges Ziel der unter 1.1. genannten
Maßnahmen ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Dieser
Art der Fiskalpolitik sind jedoch Grenzen gesetzt, die sich wie folgt begründen
lassen.
Von Steuersenkungen geht möglicherweise
kein spürbarer Effekt auf den Arbeitsmarkt aus, weil die privaten
Haushalte ihr Konsumniveau beibehalten. Die Steuersenkungen werden gespart
("Angstsparen"), da die Angst vor Arbeitslosigkeit und eine pessimistische
Zukunftsentwicklung diesen Trend fördert.
Die Unternehmer tätigen trotz staatlicher
Anreize keine Neuinvestitionen, da die Kapazitäten nicht ausge-lastet
und die Gewinnaussichten zu gering sind. Neuinvestitionen werden
eher ins Ausland verlagert, da dort die Standortkosten geringer sind.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im
Wesentlichen strukturell bedingt und kann durch eine Nachfrageerhöhung
kaum abgebaut werden. Der Strukturwandel vollzieht sich im Wechsel
von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, eingebettet in eine
zunehmende Informations- und Kommunikationstechnologie, verbunden mit dem
Prozess der Internationalisierung und Globalisierung.
Außerdem gibt es Koordinationsprobleme
zwischen Bund, Ländern und Gemeinden bei Investitionen. Die hohe Staatsverschuldung
(Zinsen, Tilgungszahlungen) beschränkt die fiskalpolitischen Möglichkeiten.
Erfahrungen mit dem Fiskalismus haben gezeigt, dass dieser bestenfalls
ein kurzfristiges Instrument zur Konjunktursteuerung darstellt. Zur Bekämpfung
insbesondere der strukturellen Arbeitslosigkeit ist die Fiskalpolitik nicht
geeignet.
Weitere Probleme sind die Dosierung (Höhe
der Finanzierung), das Timing und die politische Durchsetzbarkeit.
1.3.
Die Ziele des "Magischen Sechsecks" lauten:
1 .Preisniveaustabiltät
2. Hoher Beschäftigungsstand
3. Angemessenes und stetiges Wachstum
4. Ausgeglichene Zahlungsbilanz
5. Gerechte Einkommensverteilung
6. Erhaltung einer lebenswerten Umwelt, nachhaltige
Schonung der Ressourcen, insbesondere fossiler Energieträger.
Das 3. und das 4. Ziel des klassischen "Magischen Vierecks" kann bei der Diskussion direkt ausgeklammert werden. Bei den anderen vier Zielen kann die Erhöhung der Mineralölsteuer umweltpolitische Relevanz nach sich ziehen.
Preisniveaustabilität:
Die Unternehmen werden versuchen die Steuererhöhung
auf die Preise abzuwälzen. Gelingt dies, so kommt es zu Preissteigerungen.
Das Ziel der Preisniveaustabiltät dürfte aber bei den derzeitigen
Preissteigerungsraten dadurch nicht gefährdet sein.
Hoher Beschäftigungsstand:
Lässt sich die Erhöhung der Mineralölsteuer
nur unvollständig auf die Konsumgüterpreise abwälzen, müs-sen
die Unternehmer Gewinneinbußen hinnehmen. Das könnte sich
negativ auf Investitionen und Beschäftigung auswirken. Die Unternehmer
werden weitere Rationalisierungsmaßnahmen bzw. Standortverlage-rungen
erwägen; damit wird das Ziel hoher Beschäftigungsstand gefährdet.
Eine höhere Mineralölsteuer könnte
auch bewirken, dass Unternehmen verstärkt energiesparende Techniken
entwickeln. Hier sind insbesondere die rationelle Energieverwendung
und die regenerativen Energietechni-ken als große Chance zu sehen.
Die Umwelt und Energietechnologie könnte so neue Arbeitsplätze
schaffen.
Angemessenes und stetiges Wachstum:
Rückläufige Konsum- bzw.
Investitionsgüternachfrage und der Abbau von Arbeitsplätzen (Nachfrageaus-fall)
können kurzfristig das Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen.
Auf längere Sicht können jedoch die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit
im Bereich der Umweltschutzes, der Umwelttechnik und der rationellen und
regenerativen Energietechnik zu einer Erhöhung des Wachstums führen.
Erhaltung einer lebenswerten Umwelt, nachhaltige Schonung der Ressourcen, insbesondere fossiler Energieträger:
Falls die Haushalte und Unternehmen den Mineralöl-
bzw. Kraftstoff- und Stromverbrauch wegen der ho-hen Preise/ Kosten
einschränken, z. B. durch Energiesparen, ist dies ein Beitrag zur
Erhaltung der Umwelt (z. B. durch geringere CO-Belastung).
Die Erhöhung könnte aber zu niedrig sein, um wesentliche Verhal-tensänderungen
herbeizuführen.
Die Vorräte fossiler Energieträger
reichen nach Einschätzung der Experten noch für 40 bis 60 Jahre,
vorausgesetzt das Wachstum verläuft in diesem Zeitraum stetig und
mit geringen Steigerungsraten. Verstärken jedoch die Schwellenländer
die industriellen Produktionskräfte, werden die Reserven schneller
sinken. Die Erhöhung der Mineralölsteuer könnte einen
Beitrag zum Umdenken einleiten und eine positivere Ent-wicklung bewirken.
2. Aufgabe:
Die gesamte Problematik des Umweltschutzes
ist durchaus mit Wachstumsimpulsen zu sehen. Ansätze sind in
folgenden Bereichen zu beobachten:
- Investitionen in urnweltfreundliche und
energiesparende Produktionsverfahren führen zu Wirtschaftswachsturn
(alternative
Energiequellen, 3-Liter-Auto, stromsparende
Haushaltsgeräte).
- Neue Urnwelttechnologien bringen Wettbewerbsvorteile
(Kreislaufwirtschaft, ökologisch orientierte Produktpolitik).
- Die Nachfrage nach umweltfreundlichen und
langlebigen Produkten steigt. Der Aspekt der 100 %-Recyclingfähigkeit
nimmt zu.
- Ökologisches Bauen und Wohnen wird
verstärkt wahrgenommen, z. B. durch den Einsatz von Massivholz.
- Neue Materialien, wie Glas-Faser-Kunststoff,
Kohle-Faser-Kunststoff und andere Werkstoffe aus der Forschung, der
Biotechnik, erzeugen neue Produkte
und Anwendungsgebiete, die notwendige Wachstumsschübe bringen.
- Der Bereich Umweltschutz, mit den Zielen
humane Umwelt, Arbeitsplätze, Wohnwelt, steckt noch in den Anfängen
der
wirtschaftlichen Entwicklung.
- Wachstum jedoch fördert die Bereitschaft
zu Umweltinvestitionen und ermöglicht deren Finanzierung.
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