Arbeitsteilung in der Wirtschaft
Fluch oder Segen für die Menschen

1. Entwicklung der Arbeitsteilung
In der Frühzeit waren die Menschen Selbstversorger. Alle Arbeiten spielten sich innerhalb der Familie ab, im Haushalt. Jedes Familienmitglied musste bestimmte Aufgaben erledigen: Der Mann, die Frau, die Eltern und die Kinder. Man nennt diese Form der Arbeitsaufteilung "natürliche Arbeitsteilung".
Bis heute erinnert der Begriff Ökonomie an diese Anfänge des Wirtschaftens. Ökonomie wird vom griechischen "oikos" abgeleitet, das bedeutet Haus, Haushalt.
Später erkannten die Menschen, dass sich überschüssige Beute oder Werkzeuge auch anders als für den Eigenbedarf verwerten ließen. Die Männer tauschten Fleisch oder Felle gegen Dinge, die sie im Moment dringender für die Familie benötigten. Schnell stellte sich heraus, dass sich Tauschgeschäfte lohnen. Ein guter Jäger jagte und tauschte für das Wild Getreide ein. Ein talentierter Hüttenbauer baute Hütten und tauschte für fertige Unterkünfte seinen gesamten Nahrungsmittelbedarf ein. So entstand allmählich die Arbeitsteilung, die man zur Unterscheidung auch als "gesellschaftliche Arbeitsteilung" bezeichnet. Immer mehr Menschen spezialisierten sich auf das, was sie besonders gut konnten. Ständig entwickelten sich neue Tätigkeiten. Daraus wurden langsam die Berufe und es kam zur Trennung zwischen körperlicher und geistiger Arbeit. Es wird in diesem Zusammenhang von der Berufsbildung gesprochen. Später erfolgte eine Spezialisierung innerhalb der Berufe, es kam zur Berufsspaltung.  Beispielsweise spaltete sich das Handwerk des Schmieds in das des Grob- und des Feinschmieds auf. Innerhalb der einzelnen Berufe erfolgte eine weitere Arbeitszerlegung, die in der  Fließbandfertigung gipfelte, bei der viele Menschen nur wenige Handgriffe im Fertigungsprozess eines Wirtschaftsguts erledigen mussten.

2. Arbeitsteilung innerhalb einer Volkswirtschaft (volkswirtschaftliche Arbeitsteilung)
Verfolgt man die Herstellung eines Wirtschaftsguts, zum Beispiel die eines Autos, so lassen sich im Wesentlichen drei Wirtschaftsbereiche unterscheiden, die an diesem Prozess beteiligt sind. Zunächst müssen die notwendigen Rohstoffe gewonnen werden, z.B. Öl und Metalle. Den Bereich der Rohstoffgewinnung bezeichnet man als Urproduktion. Es wird auch vom primären Wirtschaftsbereich gesprochen, zu dem auch die Land- und Forstwirtschaft gehört. Die Rohstoffe werden weiterverarbeitet, z.B. wird aus Öl Gummi für Reifen oder Plastik für verschiedene Rädchen und Hebel gewonnen. Betriebe, die Rohmaterialien weiter verarbeiten, gehören zum Bereich der Weiterverarbeitung (Industrie und Handwerk) oder dem sekundären Wirtschaftsbereich. Um die Autos auch verkaufen zu können, muss der Handel Aufgaben der Verteilung (Distributionsfunktion) übernehmen. Neben dem Handel unterscheiden wir den Bereich der Dienstleistungen, zu dem alle Banken und Versicherungen zählen. Diese bilden zusammen den tertiären Wirtschaftsbereich.

3. Arbeitsteilung innerhalb eines Betriebes (Betriebswirtschaftliche oder betriebliche Arbeitsteilung)
Innerhalb der einzelnen Betriebe der verschiedenen Wirtschaftsbereiche werden die Arbeitsvorgänge bei der Herstellung der Wirtschaftsgüter in einzelne Teilvorgänge zerlegt. Gleichartige Teilvorgänge werden wiederum gebündelt zum Beispiel bei der Gruppen- und Teamarbeit, aber auch bei der  Betriebsorganisation in Abteilungen. Viele Betriebe erzeugen ihre Produkte vom Rohstoff bis zum fertigen Wirtschaftsgut nicht mehr im eigenen Betrieb. An dem Produktionsprozess sind häufig mehrere Betriebe beteiligt, die für das Wirtschaftsgut die einzelnen Rohstoffe, verschiedene Baugruppen und Dienstleistungen liefern. Man spricht auch von zwischenbetrieblicher Arbeitsteilung oder auch von Zuliefererbetrieben.

4. Internationale Arbeitsteilung
Der Handel zwischen den Staaten ist nichts anderers als eine Form der Arbeitsteilung, die internationale Arbeitsteilung. So gleicht der internationale Handel die verschiedenen klimatischen und geologischen Bedingungen auf der Erde aus. Ein Land importiert landwirtschaftliche Erzeugnisse und Rohstoffe, über die es nicht verfügt. Zweitens unterscheiden sich die technologische Entwicklungen von Staat zu Staat. So haben sich die Industrien vieler Länder auf bestimmte Produkte spezialisiert, die sie in alle Welt exportieren. Drittens basiert die arbeitsteilige Wirtschaft auf Kostenunterschieden bei der Herstellung von Gütern. Die jeweiligen nationalen Produktionskosten - und damit die Preise der Güter - hängen ebenfalls vom Stand der Technik ab; sehr häufig aber auch von der Höhe der Lohnkosten. Solche Kostenunterschiede machen den entscheidenden Vorteil der internationalen Arbeitsteilung aus.
Volkswirtschaftlich gesehen lohnt sich der Welthandel selbst  dann, wenn die Wirtschaftsgüter im Inland kostengünstiger produziert werden als im Ausland. Diese Erkenntnis stammt bereits von David Ricardo (1772 - 1823), der die Theorie der komparativen Kosten aufstellte.
 
 

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