M
a r k e
t i n g -
M i x
Produktmix
Produktpolitik
Welche Leistungen sollen am Markt
angeboten werden?
Manchmal sind es tatsächlich nur Kleinigkeiten,
die ein erfolgreiches Produkt von Konkurrenzangeboten unterscheiden. Dabei
ist aber das, was diese Firmen auf den Markt bringen kein Zufallsprodukt,
sondern das Ergebnis einer methodischen Produktplanung, wie sie heute von
vielen erfolgreichen Unternehmen praktiziert wird und wofür die Firmen
viel Geld ausgeben.
Der Gesamtbereich der Produktpolitik
kann wie folgt eingeteilt werden:
-
Produktpolitik im engeren Sinne
-
Programm- und Sortimentspolitik
-
Kundendienstpolitik
-
Garantieleistungspolitik
Die Aufgaben der Produktpolitik im engeren
Sinne lassen sich durch drei große Problemkreise kennzeichnen:
In der amerikanischen Marketinglehre wird die
Produktpolitik schon lange als "Das
Herz des Marketing" bezeichnet. Dem liegt die Überlegung
zugrunde, dass nur über die Entscheidung des Verbrauchers, ein bestimmtes
Produkt zu kaufen oder nicht, Umsatz und Gewinn erzielt werden kann. Aus
diesem Grund müssen die Ziele für die Produktpolitik aus den
Marketingzielen abgeleitet werden; Produkte müssen die Basis jeder
Marketing-Konzeption sein.
Ein Produkt kann als eine Leistung eines Anbieters
gesehen werden, die er erbringt, um die Bedürfnisse und Wünsche
der Abnehmer zu befriedigen. Diese Leistungen bestehen aus der Summe aller
physikalischen, chemischen und technischen Elemente eines Produkts, und
dem Wert, den Abnehmer ihnen beimessen.
Man kann auch von
einem Grundnutzen (stofflich-technischen Nutzen) und einem Zusatznutzen
(persönlich empfundenen Nutzen) eines Produkts für seinen Käufer
sprechen. Der Grundnutzen zeigt sich in den technischen bzw. stofflichen
Merkmalen eines Produkts, während sich der Zusatznutzen in der Verpackung
und der Marke eines Produktes darstellt.
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Die Gesamtheit der Produkte, die von einem
Industrieunternehmen angeboten werden, bezeichnet man als Verkaufsprogramm.
Aufgabe der Programmpolitik ist die Festlegung und Struktur des Verkaufsprogramms.
Bei der Festlegung des Umfangs des Verkaufsprogramms
eines Industrieunternehmens ist von besonderer Bedeutung die Frage, ob
ein Unternehmen auch alle angebotenen Produkte selbst herstellen oder auch
Handelsware führen soll. Es stellt sich hier das "make-or-buy-Problem",
das jedes Unternehmen situationsspezifisch beantworten muß.
Die Programmpolitik kann wie folgt unterschieden
werden:
-
Problemtreue Programmpolitik:
Die Politik, die diesem Handeln zugrunde liegt, bedeutet, dass stets bestimmte
Probleme eines bestimmten Abnehmerkreises zu lösen sind.
-
Produkt- oder materialtreue
Programmpolitik: Aufgrund der Unternehmensstruktur kann ein
Unternehmen an bestimmte Produkte oder Materialien gebunden sein, hier
muß der Anbieter versuchen, neue Kundengruppen zu erschließen.
-
Wissenstreue Programmpolitik:
Ein Unternehmen, das über einen ganz bestimmten Wissens- und Erfahrungsschatz
verfügt, kann dieses Know-how zum Grundsatz seiner Programmpolitik
machen. Beispiele dafür finden wir z. B. in der elektronischen Datenverarbeitung,
der Raumfahrt und der Rüstung.
Im Rahmen der Sortimentspolitik für Handelsbetriebe
kann die Zusammensetzung eines Sortiments im Hinblick auf Sortimentsbreite
und -tiefe unterschieden werden:
-
Ausrichtung am
Material oder an der Herkunft der Güter: Geschäfte,
deren Sortiment nach dem von Ihnen gehandelten Material bestimmt wird,
wie
z. B. Textil-, Leder-, Eisenwarengeschäfte.
-
Ausrichtung nach
Käufergruppen: Die Produkte werden in Qualität und
Preis den Wünschen und Unmöglichkeiten einer bestimmten Käuferschicht
angepaßt, z. B. Sportartikelgeschäfte, Miederwaren-Fachgeschäfte,
Umstandsmoden - Fachgeschäfte usw.
-
Ausrichtung nach der Preislage
z. B. in Discountgeschäften und SB-Warenhäusern ist das Sortiment
auf niedrige Preisklassen ausgerichtet.
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Ausrichtung nach dem Verwendungszweck:
Das Sortiment richtet sich nach dem Verwender- bzw. nach dem Bedarfskreis
aus, z.B. Einrichtungshäuser, in denen neben Möbeln, Teppiche,
Vorhänge, Lampen, Geschirr usw. verkauft werden.
-
Ausrichtung nach Komplementär-
und Kompensationsgesichtspunkten: Z. B. versucht ein Kosmetik-Fachgeschäft
Bekleidung zu verkaufen, ein Tapeten-Fachgeschäft Bodenbeläge
und ein Schreibwarengeschäft Büromaschinen anzubieten.
Bei dem Kundendienst handelt es sich stets
um eine Dienstleistung, die neben der Hauptleistung, z. B. dem Produkt,
einem Kunden bzw. potenziellen Kunden, angeboten wird. Kundendienst tritt
also nur in Verbindung mit einer Ware oder Problemlösung auf. Sieht
man die Absatzleistung des Anbieters nicht nur einfach als eine erzeugte
Ware, sondern als ein "komplexes Gebilde" an, dann läßt sich
das Wesen des Kundendienstes als jede Art von Dienstleistung der Hersteller
und des Handels bezeichnen, die vor oder nach dem Kauf erbracht werden
und dem Abnehmer helfen, vollen Nutzen aus dem gekauften Produkt zu ziehen.
Die von einem Anbieter erbrachten Kundendienstleistungen
lassen sich in zwei Gruppen unterscheiden:
-
den technischen Kundendienst (Gewährleistung
der Funktionserfüllung, Informationsgewinnung, Absatz von Ersatz-/Neuprodukten)
-
den kaufmännischen
Kundendienst (Einkaufserleichterungen, Beratungs- und Informationsdienste,
Zustellungsdienste).
Die Garantiezusagen von Produkten können
einen Konkurrenzvorteil verschaffen bzw. potenzielle Kunden davon überzeugen,
dass Anbieter fest entschlossen sind, für Ihre Leistung einzustehen.
Das wird dann der Fall sein, wenn der Käufer überzeugt ist, dass
der Verkäufer die Garantiezusage nur geben kann, weil es sich um ein
qualitativ hochwertiges Produkt handelt und im Garantiefall die Mängel
sofort beseitigt werden. Kann der Verkäufer im Garantiefall seinen
Verpflichtungen nicht nachkommen, so kann der akquisitorische Effekt in
das Gegenteil umschlagen.
Produktlebenszyklus
Der Produktlebenszyklus zeigt empirisch nachgewiesene
Gesetzmäßigkeiten des typischen Umsatzverlaufs eines Produkts
über dessen Lebensdauer. Ausgangspunkt für das Konzept des Lebenszyklus
sind die Annahmen, dass
- Produkte eine begrenzte Lebensdauer haben
und
- verschiedene, abgrenzbare Entwicklungsphasen
durchlaufen
- das Gewinn- bzw. Umsatzpotenzial in Abhängigkeit
dieser Phasen steigt bzw. fällt und
- unterschiedliche Grundverhaltensweisen
für die einzelnen Phasen abgeleitet werden können.
Phasen des Produktlebenszyklus
Im allgemeinen werden folgende Phasen unterschieden:
-
Einführungsphase
-
Wachstumsphase
-
Reifephase
-
Sättigungsphase
-
Degenerationsphase
Einführungsphase
Die Umsätze sind noch gering. Gewinne
werden noch nicht erwirtschaftet. Es entstehen Verluste, weil Entwicklungskosten
entstanden sind und weil die Markteinführungskosten recht hoch sind.
In dieser Phase sind Werbung und Verkaufsförderung die wichtigsten
Instrumente, um einen Durchbruch zu erzielen. Der Unternehmer hat oftmals
eine monopolähnliche Stellung.
Wachstumsphase
Jetzt erreichen die Umsätze die Gewinnschwelle
(Break-Even-Point). Es werden hohe Umsatzzuwächse erzielt. Weitere
Unternehmer treten - nach Ablaufen des Patentschutzes - zunehmend als Nachahmer
auf und konkurrieren mit dem Pionierunternehmen. Die Werbeausgaben gehen
im allgemeinen zurück; sie dienen vor allem dazu, bestehende Kontakte
zu Kunden zu sichern. Es kommt zu vielfältigen Produktvariationen
und oft auch zur Erschließung neuer Einsatzbereiche.
Reifephase
Der Umsatz steigt zunächst noch weiter
an und erreicht am Ende sein Maximum. Zwar werden wegen des hohen Umsatzes
noch Gewinne erzielt, die Gewinne je Stück nehmen jedoch bereits ab.
Durch die wachsende Zahl auch von nachahmenden Anbietern wird die ursprünglich
monopolähnliche Struktur völlig aufgelöst. Der Wettbewerb
ist im allgemeinen sehr intensiv.
Sättigungsphase
Die Umsätze beginnen zu sinken. Auch
die Gewinne nehmen ständig ab und erreichen am Ende den Nullpunkt.
Viele Pionierunternehmen verlassen in dieser Phase bereits den Markt und
verlagern ihre Aktivitäten auf andere Märkte, um neue Produkte,
deren Einführungsphase gerade begonnen hat, zu fördern.
Verfallsphase
Die Lebenszeit eines Produktes endet mit dem
Verfall, auch Degenerationsphase genannt. Das Produkt ist technisch überholt
oder wirtschaftlich veraltet und entspricht nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen.
Gewinne werden nicht mehr erwirtschaftet. In allen Unternehmen findet nach
und nach die Produkteliminierung statt.
Die Darstellung des Lebenszyklus haben wir entnommen:
Ausgabe 21
Dieses Modell eines Lebenszyklus kann nicht
allgemeingültig sein. Der Lebenslauf eines Produkts hängt vor
allem von der Art des Produkts ab. Ein konsumnahes Gut (z. B. Kleinwagen)
wird einen kürzeren Lebenslauf haben als ein konsumferneres Gut (z.B.
Fertighaus). Andererseits scheitern wegen mangelnder Rentabilität
schon viele Produkte in der Einführungsphase. Außerdem lassen
sich die einzelnen Phasen nicht eindeutig voneinander abgrenzen. Andere
Produkte erleben unter ganz anderen Vorzeichen einen "zweiten Frühling".
Durch den Einsatz von Marketing-Maßnahmen wie Produktgestaltung,
Werbung, Kundendienst und außerbetrieblichen Gründen wie Konkurrenzprodukte,
gesetzliche Vorschriften und Präferenzen kann der Lebenszyklus eines
Produkts verlängert oder auch verkürzt werden.
Beispiele:
Das Wirtschaftsgut "Motorrad" fiel als Fortbewegungsmittel
mit dem "Erfolg" des PKWs weg, erlebte aber einen neuen Aufschwung als
Freizeitgerät. Der Kinderroller entstand neu als "Kickboard" oder
die Rollschuhe erlebten eine neue Lebensphase als Inline-Skates. Der "Käfer"
wurde Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts vom Markt genommen,
um als neues Produkt am Ende des Jahrhunderts wieder aufzuerstehen. Oder
man denke nur einmal an das Wirtschaftsgut "Fahrrad". Zweifelsfrei sind
diese "Neuerungen" auch wirklich neue Produkte mit einem eigenen Lebenszyklus.
Bei der aufgezeigten Darstellung handelt
es sich also keineswegs um eine strenge Gesetzmäßigkeit, sondern
eher um eine beschreibende Verallgemeinerung. Gleichwohl kann ein Lebenszyklus
zur durchschnittlichen Erklärung der Reaktionsstruktur der Abnehmer
dienen. So lassen sich einige wichtige Grundverhaltensweisen und strategische
Implikationen ableiten, die sich vor allem auf den Marketing-Mix sowie
auf die Ausgewogenheit des Produktportfolios der Unternehmung beziehen.
Es gilt im wesentlichen die Altersstruktur des Produktprogrammes zu berücksichtigen,
um eine Ausgewogenheit der Gewinn-, Risiko- und Investitionssituationen
zu erreichen. In bezug auf die Altersstruktur des Produktsortiments ist
darauf zu achten, dass sich die Produkte über alle Lebensphasen verteilen.
Einer ausreichend großen Anzahl von wachstumsträchtigen aber
kapitalintensiven Produkten sollte eine ausreichend große Anzahl
an Produkten in der Reife- bzw. Degenerationsphase gegenüberstehen,
die ausreichend positiven Cash-flow erwirtschaften. Ein ausgewogenes Produktsortiment
hat in etwa folgende Verteilung:
-
5–10 % des Umsatzes in Phase 1,
-
10–25 % des Umsatzes in Phase 2,
-
50–60 % des Umsatzes in Phase 3,
-
Rest des Umsatzes in Phase 4.
Grenzen und Nutzen:
Es gibt keine Verfahren die genaue Position eines
Produktes im Lebenszyklus exakt zu bestimmen. Ein zweites Problem besteht
in der exakten Prognose des Verlaufs eines Lebenszyklus, vor allem der
Länge der einzelnen Phasen und des Lebenszyklus insgesamt. Aus diesen
Gründen eignet sich das Produktlebenszykluskonzept eher als grobe
Orientierungshilfe in der Formulierung von Strategien, denn als exaktes
Analyseinstrument.
Abweichungen vom idealtypischen Verlauf
Flop
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Erfolgreiches
Produkt
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Langsam aussterbendes
Produkt
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schnelles Wachstum
schneller Rückgang
kurze Lebensdauer
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schnelles Wachstum
Marktanteil wird gehalten
lange Lebensdauer
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nach Umsatzmaximum laufender Umsatzrückgang
kein Einsatz der Instrumente um
Rückgang zu stoppen
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Neustart eines modifizierten
Produkts
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Nostalgisches Produkt
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nach Umsatzrückgang erfolgt Modifzierung
des Produkts (Relaunching)
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wieder Umsatzzuwachs
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Rückgang nach Wachstum
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neuer Aufschwung des "alten" Produkts aufgrund
von Veränderungen
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